Der Dacia Bigster ist mehr als bloß ein weiteres SUV im hart umkämpften C-Segment – und natürlich ein ganz anderes Kaliber als der kleine, vollelektrische Spring. Er ist das selbstbewusste Statement einer Marke, die sich vom Image des Billiganbieters verabschiedet und dennoch ihrem Prinzip treu bleibt: viel Auto für wenig Geld. Mit einer Länge von 4,57 Metern, einer Höhe von 1,70 Metern und einem Radstand von 2,70 Metern tritt der Bigster gegen Platzhirsche wie den VW Tiguan oder Hyundai Tucson an.
Dacia Bigster punktet beim Preis
Die Besonderheit des bislang größten Dacia ist dabei sicherlich der Preis, der die Konkurrenz erblassen lässt. Schon ab knapp 30.000 Euro steht die Hybridversion in der Ausstattungslinie „Journey“ beim Händler, voll ausgestattet bleibt sie unter 32.500 Euro. Für ein SUV dieser Größe und Technik ist das eine Kampfansage und vermutlich ein Erfolgsfaktor.
Optisch zeigt sich der Bigster robust und modern. Die markante Front mit breiten Kotflügeln, die klaren Linien und die optionale Zweifarblackierung verleihen ihm eine Präsenz, die man bei Dacia bisher nicht kannte. Große Fensterflächen sorgen für Licht im Innenraum, der trotz vieler Hartplastikflächen nicht billig wirkt. Das Logo beim Kühlergrill wirkt dominant; die kantig ausgestalteten Radkästen suggerieren Offroad-Kompetenz; die der Fronttriebler allerdings nur teilweise erfüllt.
Die Verarbeitung ist solide
Die Verarbeitung ist solide, die Bedienung intuitiv. Ein 10-Zoll-Touchscreen mit Navigationssystem, digitale Instrumente und praktische Ablagen gehören zur Serienausstattung. Die Sitze sind bequem und bieten guten Halt, auch wenn die Polsterung etwas straffer ausfallen könnte. Der voluminöse Kofferraum fasst 667 Liter, mit umgeklappter Rückbank bis zu 1.935 Liter – ein Spitzenwert in dieser Klasse.
Unter der Haube arbeitet ein Vollhybrid-System, das aus einem 1,8-Liter-Benziner mit Atkinson-Zyklus und zwei Elektromotoren besteht. Zusammen liefern sie 155 PS Systemleistung, die über ein automatisiertes Multimode-Getriebe an die Vorderräder gelangen. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 9,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h.
Ausreichend kräftig für den Alltag
Damit ist der Bigster mit seiner mäßigen Traktion kein Sportler, aber ausreichend kräftig für Alltag und Autobahn. Besonders in der Stadt spielt der Hybrid seine Stärken aus: Kurze Strecken fährt er oft rein elektrisch, was den Verbrauch senkt und die Geräuschkulisse angenehm reduziert.
Die Fahreigenschaften sind auf Komfort ausgelegt. Die Federung bügelt Unebenheiten ordentlich weg, ohne schwammig zu wirken. Auf der Landstraße bleibt der Bigster stabil, auch wenn die Kurvendynamik naturgemäß Grenzen kennt. Die Lenkung arbeitet präzise, könnte aber mehr Rückmeldung geben. Auf der Autobahn zeigt sich der Wagen souverän, allerdings wird der Motor bei starker Beschleunigung akustisch präsent.
Gute Geräuschdämmung
Hier merkt man außerdem, dass der Hybridantrieb nicht auf Sportlichkeit, sondern auf Effizienz und Alltagstauglichkeit ausgelegt ist. Positiv fällt die Geräuschdämmung bei konstantem Tempo auf, wenngleich Konkurrenten wie der Kia Sportage hier noch leiser sind.
Zu den Vorteilen des Bigster von Dacia zählen das großzügige Platzangebot, die hohe Alltagstauglichkeit und die umfangreiche Ausstattung zu einem unschlagbaren Preis. Der adaptive Tempomat, die elektrische Heckklappe und das optionale Panorama-Schiebedach sind Features, die man in dieser Preisklasse kaum erwartet. Auch die Verbrauchswerte passen. Die 4,7 Liter laut WLTP sind zwar illusorisch, aber im Eco-Modus und sanftem Gasfuß geht es runter bis auf 5,5 Liter. Bei etwas forscherer Fahrweise sind es knapp unter sechs Liter.
Materialqualität okay aber nicht herausragend
Nachteile gibt es dennoch: Die Materialqualität im Innenraum bleibt hinter Premiumansprüchen zurück, das Infotainmentsystem arbeitet träge und das Fahrwerk könnte für manche etwas straffer wirken. Zudem fehlt die Option auf Allradantrieb in der Hybridversion, was die Offroad-Tauglichkeit einschränkt.
Auch zu bekritteln: Bei starker Beschleunigung wirkt der Antrieb etwas rau. Und die Assistenzsysteme sind funktional, aber nicht auf dem Niveau der teuren Konkurrenz. Das merkt man beispielsweise dann, wenn der Toter-Winkel-Warner beim rechten Außenspiegel de facto permanent rot leuchtet und kein Mensch weiß, wieso.
Die Kombination aus Vernunft und Komfort
Fazit: Der Dacia Bigster Journey HYBRID 155 des rumänischen Autoherstellers ist kein SUV für Statusjäger, sondern für Menschen, die Vernunft und Komfort verbinden wollen. Er bietet viel Raum, solide Technik und einen modernen Hybridantrieb zu einem Preis, der in dieser Klasse seinesgleichen sucht. Wer mit kleinen Abstrichen bei Materialanmutung und Dynamik leben kann, bekommt hier ein Fahrzeug, das die Essenz von „Essential but Cool“ perfekt verkörpert. Der Bigster ist das beste Beispiel dafür, dass bezahlbare Mobilität nicht langweilig sein muss – und dass Dacia endgültig im automobilen Mainstream angekommen ist.

















| Dacia | Bigster Journey HYBRID 155 |
| Preis | ab € 29.990,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 32.155,50 unter anderem inklusive City-Paket, Winter-Paket-Plus und Zweifarb-Lackierung Garantie: 3 Jahre bis max. 100.000 km, 2 Jahre Lackgarantie, 6 Jahre gegen Durchrostung Service: laut Serviceheft bzw. Bordcomputer |
| Technische Daten | Benzinmotor: R4, 16V, Turbolader, Partikelfilter, 1.789 cm³, 80 kW/109 PS bei 5.300 U/min, max. Drehmoment 172 Nm bei 3.000 U/min Elektromotor: 36 kW/49 PS, max. Drehmoment 205 Nm Systemleistung: 116 kW/158 PS Getriebe: Sechsgangautomatik Antrieb: Frontantrieb Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h Beschleunigung 0-100 km/h: 9,7 s WLTP-Verbrauch: 4,7 Liter Testverbrauch: 5,7 Liter |
| Eckdaten | L/B/H: 4.570/1.813/1.712 mm Radstand: 2.702 mm Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 1.436/1.940 kg Anhängelast gebr./ungebr.: 1.000/745 kg Tank: 50 Liter (Benzin) Kofferraum: 667-1.935 l Reifen: 4 x 215/60 R18 98H auf 18“-Alus |
| Sicherheit | Regelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS Airbags: 6 |
| Geländedaten | Bodenfreiheit: 220 mm Böschungswinkel vorne/hinten: 25°/25,8° Rampenwinkel: 21° |



