Art of Steel. So nennt die südkoreanische Autoschmiede Hyundai ihre neue Designsprache. Und der erste Vertreter, der diese pixelige, kantige Designsprache mit klaren Linien und schörkellosem Understatement vor sich herträgt ist der wasserstoffbetriebene Nexo.
Zwei Modelle
Wobei hier insbesondere für Österreich das Henne-Ei-Prinzip schlagend wird. Denn Wasserstoffautos sucht man hierzulande wie die Nadel im Steckhaufen. Im Pkw-Bereich gab und gibt es nur zwei Modelle zu kaufen: den Toyota Mirai sowie den Hyundai Nexo in seiner ersten Generation.
Jetzt kommt also ein neuer Anlauf, wobei Hyundai in großen Dimensionen denkt. Vom neuen, knapp zwei Tonnen schweren fünftürigen SUV setzte Hyundai auf dem Heimmarkt binnen weniger Monate mehr als 30.000 Einheiten ab. Das Potenzial ist da, die Technologie ausgereift – einzig in Österreich fehlen die öffentlich zugänglichen Tankstellen.
Quantensprung beim Hyundai Nexo
Dabei hat Hyundai beim fünfsitzigen Nexo in zweiter Generation buchstäblich kein Stahlblech auf dem anderen gelassen. Es ist de facto ein neues Auto; kantiger, hoch aufschießender als die erste Generation mit deutlich mehr Kofferraumvolumen und vor allem technisch ein Quantensprung. Den Gesamtwirkungsgrad des Wagens haben die Ingenieure deutlich verbessert, den Tank (nun 6,69 Kilogramm) vergrößert und mit Carbon umkleidet und somit auch gleichzeitig die Gesamtreichweite erhöht.
Technisch verfügt das FCEV über ein hoch effizientes Brennstoffzellensystem mit flacher Bauweise, real auf dem Fahrzeugboden integriert, das mit dieser Carbon-ummantelten Wasserstofftankkapazität von 6,69 Kilogramm arbeitet. Hyundai spricht von 826 Kilometern – und der 204 PS starke Fronttriebler ist übrigens binnen fünf Minuten wieder voll betrankt.
Zwei Tonnen Gewicht
Der Nexo markiert also einen technologisch wie gestalterisch entschiedenen Schritt nach vorn für Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Mit seiner völlig neu entwickelten Karosserie, den klaren Kanten, den pixelbasierten Leuchtgraphiken an Front und Heck und den markanten Querschnitten am D-Säulenbereich. Hyundai platziert den Fünftürer dabei als vollelektrischen Wasserstoff-SUV mit einem Gewicht von nahezu zwei Tonnen, der trotz seines SUV-Profils die Aerodynamik im Blick behält und so zur Effizienz beiträgt.
Premium mit viel Platz
Im Inneren präsentiert sich der Nexo als Premiummodell mit hochwertiger Verarbeitung, großzügigem Raumgefühl und zahlreichen Komfortfeatures. Neben einer 12,3-Zoll-Doppeldisplay-Anordnung finden sich ein Panorama-Vision-Roof, ein 14‑Lautsprecher Bang-&-Olufsen-Soundsystem, duale induktive Ladeflächen sowie erstmals eine Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) sowohl innen als auch im Außenbereich. Das Kofferraumvolumen wuchs im Vergleich zum Vorgänger spürbar: auf 510 Liter, bei umgeklappten Sitzen bis zu 1.630 Liter.
204 PS und 394 Newtonmeter
Der 204 PS starke E-Motor mit 394 Newtonmetern Drehmoment sorgt zusammen mit einer 2,64 kWh (Kilowattstunden) großen Batterie für sofortige Leistungsentfaltung. Der Sprint von null auf 100 km/h gelingt binnen 7,8 Sekunden mit 18-Zoll-Bereifung, was einer Verbesserung von rund 15 Prozent entspricht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 179 km/h.
Die Fahrwerksabstimmung wurde deutlich verfeinert: vorn kommt eine McPherson-Federbeinachse mit verstärkter Geräusch- und Vibrationstilgung durch Tower-Ring und dynamic Dampers zum Einsatz, hinten verbindet eine Mehrlenkerachse mit abgestimmten hydraulischen Stoßdämpfern und spezieller Querträgerbuchse für mehr Komfort auf unterschiedlichsten Belägen. Hinzu kommt ein aktives Geräuschunterdrückungssystem (ANC‑R) sowie spezielle Dämmungsmaterialien und raumoptimierte Designs, die das NVH-Niveau signifikant verbessern.
Leise, smooth und effizient
Bei ersten Roadtests auf südkoreanischen Straßen zeigt sich erneut, dass sich der Nexo wie ein Elektroauto fährt: nahezu geräuschlos, bestens gedämpft und mit einer beeindruckend spontanen Leistungskurve dank des hohen Drehmoments. Der Nexo beschleunige solide, jedoch nicht mit dramatischer Off‑the‑linie-Dynamik. Das Fahrgefühl ist smooth, leise und rasch ansprechend. Die hohe Reichweite ist dabei genauso löblich wie die Effizienz im Alltagsverkehr: ähnlich einem Kombi‑Elektrofahrzeug, jedoch mit dem Vorteil kurzer Betankungszeit.
Präzise Lenkung, gute Bremsen
Die Lenkung ist präzise bei niedrigem bis mittlerem Tempo, gepaart mit stabilisierender Fahrwerkskontrolle. Gelobt werden kann die Laufruhe und das souveräne Landstraßenverhalten – trotz des SUV-Karosserie-Konzepts ist der Nexo in Kurven erstaunlich sicher unterwegs. Beim Bremsen funktioniert die Rekuperation gut, das Zusammenspiel mit der Batterie reduziert Verschleiß und erhöht Effizienz.
Kaum Infrastruktur in Europa
Ein zentrales Thema bleibt jedoch die Infrastruktur: In Europa und Österreich fehlt es derzeit an öffentlich zugänglichen Wasserstoff-Tankstellen, wodurch die Alltagstauglichkeit für breite Anwendergruppen eingeschränkt bleibt. In Regionen wie Kalifornien sind bereits mehrere Stationen vorhanden, was die Nutzung erleichtert.
Man kann also durchaus sagen: Hyundai präsentiert mit dem neuen Nexo ein robustes und veredeltes Brennstoffzellen-SUV – und somit ein ziemlich konträres Modell gegenüber dem brachialen Elektrosportler Ioniq 6 N. Fakt ist, dass der Nexo in puncto Reichweite, Komfort und Technologie neue Maßstäbe setzt. Design, Ausstattung und Fahrkomfort zeigen auf, dass Wasserstofffahrzeuge heute mehr denn je Alltagspotenzial besitzen – vorausgesetzt, die Tankstellen-Infrastruktur wächst parallel.
Erst im April 2026 in Österreich
Für Fahrer in gut erschlossenen Regionen bleibt der Nexo daher ein innovatives, leises und komfortables Mobilitätsangebot, das sich in Sachen Reichweite, Nachhaltigkeit und Fahrkomfort klar von batterieelektrischen Alternativen differenziert. In Österreich wird man von dem Wagen erst im April 2026 ein Exemplar sehen. Denn: es fehlen die Tankstellen.
Fotos: Hyundai
















