Jetzt zu Beginn der Urlaubszeit denken sich wohl viele, wie sich denn die E-Autofahrer fühlen, die samt Kind und Kegel in den Urlaub fahren. Denn die Reichweitenangst sitzt tief im Gedächtnis. Und ja, manche Ziele an der Adria sind doch weiter entfernt. Von Linz nach Ravenna sind es über die A23 657 Kilometer. Von Klosterneuburg nach Zadar 656 Kilometer.
Aber ganz so schlimm ist es bei weitem nicht. Mittlerweile ist das Ladenetz, speziell in Österreich, aber durchaus auch im Rest von Europa gut ausgebaut. Zudem trumpfen die Autohersteller immer mehr mit Fabelreichweiten ihrer E-Autos auf.
Jüngstes Beispiel ist der Polestar 3 Long Range Single Motor. Der schwedische Hersteller, der zum chinesischen Geely-Konzern gehört, verspricht bei diesem E-Segment-SUV 706 Kilometer Reichweite laut WLTP. Da sind also (theoretisch) Nonstop-Fahrten von Linz nach Ravenna möglich.
Polestar 3 schafft 250 kW
Dazu kommen eine elf kW (Kilowatt) Ladeleistung bei Wechselstrom sowie bis zu 250 kW Gleichstromladen; bei 400 Volt wohlgemerkt. Das bringt laut Polestar-Technikchef Lutz Stiegler in Bezug auf Reichweite und Akkugröße mehr als die 800-Volt-Technik, die aber sehr wohl beizeiten auch bei Polestar Einzug halten werde.
Der fünfsitzige Fünftürer präsentiert sich fahrtechnisch fabelhaft. Das 299-PS-Aggregat bringt die Hinterräder des knapp zweieinhalb Tonnen schweren Wagen progressiv und stetig auf Touren, auch Zwischensprints beherrscht der Wagen in allen Fahrmodi souverän. In Summe präsentiert sich der Polestar 3 Long Range Single Motor als knackig abgestimmtes Fahrzeug mit kurvenneutrale, Fahrverhalten, dem die Passagiere viel Vertrauen entgegenbringen können. Stiegler drückt das so aus: „Wer nicht jeden Tag um die Kurven rasen und das Torque Vectoring der Allradvariante ausreizen will, ist mit dem Single Motor sehr gut bedient.“
One-Pedal-Drive ist auch an Bord
Straßenunebenheiten nimmt der Fünfsitzer mit seinen 2,985 Metern Radstand mit Bravour und das satte Fahrgefühl kommt nicht von ungefähr: Die Polestaringenieure haben beim Wagen, der in den USA vom Band läuft, einen Fokus auf das Fahrwerk gelegt – mit Stahlfederung und passiven Dämpfern. Den erhabenen Fahreindruck runden eine präzise Lenkung, standfeste, fein dosierbare Bremsen sowie unaufgeregt zuarbeitende Assistenzsysteme ab. Zur Verfügung stehen drei Rekuperationsstufen inklusive One-Pedal-Drive.
Beim 4,9 Meter langen und 1,61 Meter hohen Fünfsitzer treffen jedenfalls skandinavischer Minimalismus und Purismus auf die essenziellen Charakteristiken eines Sport Utility Vehicles (SUV), nämlich Übersicht, Platzangebot (484 Liter Kofferraumvolumen und einen 32 Liter fassenden Frunk gibt es darüber hinaus ebenfalls) sowie Offroadfähigkeit.
Polestar legt Wert auf Nachhaltigkeit
Innen merkt man, dass der schwedische Hersteller einen Fokus auf nachhaltige Materialien legt, was aber nicht zu Lasten der Haptik oder Optik geht. Den nüchternen, tadellos verarbeiteten Innenraum dominiert der 14,5 Zoll große, hochkant stehende HD-Touchscreen. Das Infotainment kommt in gewohnter Manier von Google – klarerweise mit Google Maps – und birgt kaum Untiefen bei der Menüführung. Knöpfe sucht man im Auto vergebens; lediglich ein Drehregler in der Mittelkonsole steht für die Lautstärkenregelung parat. Die Sprachsteuerung ist ausgefeilt, die Ergonomie hervorragend – und die Ablagemöglichkeiten sind mannigfaltig.
Auch in puncto Verbrauch gibt sich der höhergestellte Wagen in der Praxis manierlich. Ungefähr 18 Kilowattstunden (kWh) sind mehr als beachtlich. Getestet bei warmen Temperaturen und hauptsächlich auf Landstraßen. Somit dürfte das E-Segment-SUV mit seinem netto 107 kWh großen Akku im Unterboden bei der Reichweite tatsächlich an der 600-Kilometer-Grenze knabbern. „All Respekt“ würden da wohl die Schweden dazu sagen.
Der Einstieg in den ab sofort erhältlichen Polestar 3 Long Range Single Motor gelingt ab 79.800 Euro, damit bleibt er um 7.000 Euro unter der 489 PS starken Allradvariante mit zwei Elektroaggregaten und serienmäßigem Luftfahrwerk.Und darüber hinaus hat der schwedische Hersteller ja auch noch den Polestar 4 im Programm.
Fotos: Polestar