Um herauszufinden, wie Fahrer die sogenannten Advanced Driver Assistance Systems (ADAS) im Alltag tatsächlich erleben, hat der ÖAMTC eine umfassende Befragung durchgeführt. Dabei wurden 190 Vielfahrern und 38 Wenigfahrer zu ihren Erfahrungen mit Spurhalteassistenten, Notbremsfunktionen und weiteren Systemen befragt.
Differenziertes Bild
Das Ergebnis zeigt ein differenziertes Bild: Zwar empfinden rund drei Viertel der Befragten die Systeme als vertrauenswürdig, gleichzeitig berichten viele von Fehlreaktionen, die sie bereits erlebt haben. Besonders kritisch wird der Spurhalteassistent gesehen, den viele regelmäßig deaktivieren, weil er als zu stark eingreifend oder störend wahrgenommen wird.
Auch der seit Juli 2024 verpflichtende intelligente Geschwindigkeitsassistent ISA stößt auf Skepsis, obwohl er dazu beitragen soll, fahrlässige Geschwindigkeitsüberschreitungen zu verhindern. Als besonders hilfreich gelten hingegen Systeme wie der Notbremsassistent, der Rückfahrassistent, der Tempomat sowie die automatische Abstandskontrolle und Lichtregelung.
Zahlreiche verhinderte Unfälle
Bemerkenswert ist, dass ein Großteil der Befragten angibt, durch Assistenzsysteme bereits vor einem Unfall bewahrt worden zu sein. Gleichzeitig berichten viele, dass die Technik auch schon gefährliche Situationen ausgelöst habe. Ein weiteres verpflichtendes System ist der Müdigkeitswarner, dessen Wirksamkeit laut ÖAMTC stark vom jeweiligen Hersteller abhängt.
Die Reaktionsweise variiert je nach Technologie, etwa durch Analyse des Lenkverhaltens oder der Augenbewegungen. Entscheidend ist laut Verkehrspsychologin Marion Seidenberger, dass die Warnung rechtzeitig erfolgt. Trotz aller Fortschritte bleibt die Eigenverantwortung der Fahrenden zentral. Technik kann unterstützen, aber nicht ersetzen. Wer müde ist, sollte eine Pause machen – das bleibt der beste Schutz vor Sekundenschlaf.
Eingriff nur bei echter Gefahr
Die Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass Assistenzsysteme nur in echten Gefahrensituationen eingreifen und nicht das Fahrverhalten bevormunden. Kritik gibt es auch an uneinheitlichen Symbolen und der fehlenden Möglichkeit, individuelle Einstellungen dauerhaft zu speichern. Hier sieht der ÖAMTC deutlichen Verbesserungsbedarf. Ergänzend zur Befragung wurden Praxistests in Fahrtechnikzentren durchgeführt, bei denen Mittel- und Oberklassefahrzeuge auf ihre Assistenzsysteme hin getestet wurden.
Dabei zeigte sich, dass allein die Personalisierung der Systeme bis zu zwölf Minuten dauern kann – für viele zu lange. Unübersichtliche Menüführungen und komplizierte Einstellungen erschwerten die Nutzung, sodass erst Instruktoren Klarheit schaffen konnten.
Aktive Kontrolle erwünscht
Das Fazit der Untersuchung ist eindeutig: Fahrer wollen ihr Fahrzeug aktiv kontrollieren und im Ernstfall auf die Unterstützung der Technik zählen können, ohne sich bevormundet zu fühlen. Assistenzsysteme sind wertvolle Begleiter, solange sie den Menschen unterstützen und nicht ersetzen. Deshalb empfiehlt der ÖAMTC, sich mit den Funktionen vertraut zu machen, idealerweise mit Unterstützung durch Händler oder bei Trainings mit Fahrtechnik-Instruktoren.
Foto: Stefan Joham




