VW ID.7: Sparsame E-Langstreckenlimousine

VW galt bei der Renaissance der Elektromobilität, die in den frühen 2010er-Jahren etwas an Schwung aufnahm, nicht unbedingt als „Early Adopter“. Versuche, beispielsweise mit dem E-up! (baugleich übrigens mit dem Skoda Citigo und dem Seat Mii) waren nur halbherzig vorgetragen und nur bedingt erfolgreich, wobei gerade heute elektrische Kleinwagen wohl am ehesten imstande wären, die E-Mobilität zu pushen. Bei der dann ins Leben gerufenen ID-Familie zäumten die Wolfsburger das Pferd von hinten auf.

Will heißen: zuerst die günstigeren Modelle und dann immer eins drauflegen. Eine prinzipiell lobenswerte Herangehensweise, weil die Stromer (auch dank der Förderungen) wenigstens halbwegs leistbar waren. Es begann mit ID.3, dann folgten ID.4, ID.5 und ID.Buzz – und als Krönung zauberten die Wolfsburger Designer und Ingenieure im Vorjahr den ID.7 aus dem Hut.

Zur Einordnung. Der ID.7 ist eine Limousine mit gut 2,1 Tonnen Leergewicht, die sich 4,96 Meter in die Länge streckt, einen Radstand von 2,971 Meter aufweist und deren Gepäckabteil ein Fassungsvermögen von 532 Litern aufweist. Der permanenterregte Synchronmotor mit 286 PS Maximalleistung treibt die Hinterräder an, den Sprint auf Tempo 100 bewältigt der Fünfsitzer in 6,5 Sekunden und das Maximaltempo beträgt elektronisch abgeregelte 180 km/h.

VW ID.7 mit 77-kWh-Akku

Der im Unterboden verbaute Akku fasst netto (also nutzbare) 77 Kilowattstunden (kWh); das reicht bei einem WLTP-Verbrauch von 14,9 kWh für mehr als 500 Kilometer. Beim Gleichstromladen gönnt sich der ID.7 maximal 175 kW (Kilowatt) Leistung. So ist theoretisch der Akku binnen 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent gebracht. Länger dauert es beim 11-kW-Gleichstromladen; da benötigt der Wolfsburger acht Stunden laut Preisliste.

Und apropos Preisliste: Das Basismodell kostet 48.090 Euro. Die Serviceintervalle gibt VW mit 30.000 Kilometer beziehungsweise jährlich an. Will man sich jedoch nicht nur die Basisvariante gönnen, sollte man sein Hakerl noch bei einigen Optionspaketen setzen. Sinnvoll ist die Wärmepumpe (so lädt der ID.7 schneller) um knapp 1.200 Euro und sehr fein ist das Interieur-Paket „Plus“ um rund 5.500 Euro, das die Limousine deutlich aufwertet. In Summe kostete der Testwagen 73.725 Euro und damit erweist sich der ID.7 in der Oberliga der E-Limousinen fast schon als Schnäppchen.

Ein schmaler Infoscreen reicht

Innen verfügt der ID.7. über gewöhnungsbedürftige Anzeigen, die man nach einiger Zeit nicht missen will. Denn ein klassisches Instrumentendisplay hat die stromlinienförmige Limousine nicht mehr, vielmehr wurde in das Cockpit ein schmaler, digitaler Infoscreen eingesetzt, der kompakt die Basisinfos – etwa Geschwindigkeit, Rekuperationsstärke oder Reichweite – bereithält. Das in die Scheibe projizierte Head-up-Display hält dann weitere Infos, unter anderem beispielsweise bei aktivierter Routenführung, bereit. Ansonsten fühlt man sich in Bezug auf Verarbeitung und Materialqualität im Innenraum wie auf einer Achterbahn: Hartplastik trifft Leder.

Was auch auffällt: Im vorne wie hinten üppig bemessenen ID.7 setzt VW erstmals ein neues Bedien- und Displaykonzept ein. Damit reagierte die Wolfsburger Autoschmiede auf das Feedback ihrer Kunden und verbesserte das Bedienerlebnis in relevanten Bereichen.

Dazu zählen vor allem die folgenden serienmäßig verbauten Features: ein 38-Zentimeter-(15-Zoll)-Infotainment-Screen, das Augmented-Reality-Head-up-Display, eine neue, in die erste Ebene des Infotainmentsystems integrierte Bedienung der Klimatisierung sowie frei belegbare Favoritentasten sowie der hinterleuchtete Touch-Slider. Der Clou ist die Sprachsteuerung, die auf den Namen Ida hört. Hellhörig, flink und auffassungsschnell setzt sie nahezu alle Befehle fehlerfrei um.

VW ID.7 punktet auf der Langstrecke

Der äußerst wendige ID.7 spielt darüber hinaus seine Stärken – und das ist für ein E-Auto prinzipiell eher untypisch – auf der Langstrecke aus. Denn der Verbrauch liegt im Komfortmodus bei knapp 18 Kilowattstunden und im Eco-Modus sogar darunter.

Daher sind 500 Kilometer Reichweite keine Utopie, die der sanft federnde Stromer flüsterleise bewältigt. An die etwas synthetische Lenkung muss man sich zwar gewöhnen, aber ansonsten ist der traktionssichere ID.7 fahrtechnisch harmonisch unterwegs. Die Assistenzsysteme der agilen Limousine arbeiten ohne Fehl und Tadel zu, die Rekuperation funktioniert vorausschauend und somit stromsparend und die Beschleunigung ist zügig aber niemals aggressiv.

Nobel und genügsam

Fazit: Genügsame Nobellimousine mit innovativem Bedienkonzept zu einem angemessenen Preis. Darüber hinaus setzt der Wolfsburger Hersteller auf eine offene Antriebsstrategie, denn auch bei den Verbrennern bringt VW neue Modelle auf den Markt. Jüngstes Beispiel ist der VW Tayron mit bis zu sieben Sitzplätzen.

VWID.7 Pro
Preisab € 59.990,- inkl. Steuern und Abgaben; Testwagenpreis € 73.725,20 unter anderem inklusive Exterieur-Paket „Plus“ € 5.506,80, Interieur-Paket „Plus“ € 5.468,40, Wärmepumpe € 1.189,20 und Textilfußmatten vorne und hinten € 130,80; einen VW ID.7 gibt es ab € 48.090,-
Garantie: 5 Jahre bis max. 100.000 km, 3 Jahre Lackgarantie, 12 Jahre gegen Durchrostung, 2 Jahre Reparatur-Gewährleistung auf Werkstattarbeit, Originalteile und Originaltauschteile, 8 Jahre bis max. 160.000 km auf den Akku
Service: alle 30.000 km oder jedes Jahr
Technische DatenMotor: permanenterregter Synchronmotor, 210 kW/286 PS Maximalleistung, 89 kW/121 PS Nenndauerleistung, max. Drehmoment 545 Nm
Getriebe: Eingangautomatik
Antrieb: Heckantrieb
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,5 s
Leistungsgewicht: 7,55 kg/PS
WLTP-Verbrauch: 14,9 kWh
Testverbrauch: 17,9 kWh
EckdatenL/B/H: 4.961/1.862/1.536 mm
Radstand: 2.971 mm
Eigen-/zul. Gesamtgewicht: 2.160/2.630 kg
Anhängelast gebr./ungebr.: 1.000/750 kg
Kofferraum: 532-1.586 Liter
Akku: 77 kWh (netto)
Reifen: 4 x 255/40 R20 101T auf 20“-Alus
SicherheitRegelsysteme: ABS/EBV/ESP/ASR/BA/BSD/RSR/LKA/ACC/RCTA/TPMS
Airbags: 6

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